Das alte Köln
 Die Einwohner Kölns zur Zeit des Alten Reiches

Die Einwohner der Stadt Köln zur Zeit des Alten Reiches (bis 1798)

Projektbeschreibung

Ein ausführliche Version der Projektbeschreibung ist als pdf-Datei verfügbar.

Köln war im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit mit schätzungsweise etwa 40.000 Einwohnern die größte Stadt des Alten Reiches. Die Geschichte der Stadt und ihrer Einwoh-ner wird durch eine ungewöhnlich dichte Überlieferung im Historischen Archiv der Stadt Köln dokumentiert, die auch nach dem Einsturz des Stadtarchivs 2009 zumindest auf Mikro-film bzw. Digitalisat nutzbar ist. Kölner Besonderheiten sind u.a. die Schreinskarten und Schreinsbücher mit der Dokumentation des Haus- und Grundbesitzes seit dem Hoch- und Spätmittelalter und die Turmbücher mit ihren einzigartigen Einblicken in das Alltagsleben im frühneuzeitlichen Köln.

Zum Verständnis der Stadtgeschichte und zur Einordnung zahlreicher personenbezogener Quellen ist es auch wichtig zu wissen, wer in der Stadt lebte, woher die Einwohner stammten, wo sie wohnten und in welchen Beziehungen sie untereinander standen.

Eine zentrale Quelle dafür sind die Kirchenbücher (Tauf-, Heirats- und Sterberegister) der vier protestantischen Gemeinden (hochdt.-ref., niederdt.-ref., niederl.-rev., frz.-ref.) und der 25 katholischen Pfarreien innerhalb der Stadtmauern, deren Überlieferung teilweise im späten 16., sonst meist im 17. Jahrhundert einsetzt. Dabei beginnen durchwegs zunächst die Taufre-gister, während Heirats- und Sterberegister in der Regel einige Jahrzehnte später, teilweise sogar erst im 18. Jahrhundert beginnen. Dabei ist im Einzelfall nicht geklärt, ob die Heirats- und Sterberegister erst später angelegt worden sind oder ob ältere Register verloren sind.

Die Benutzung der stadtkölnischen Kirchenbücher, insbesondere die zielgerichtete Recherche nach bestimmten Personen, ist häufig schwierig. Das liegt zunächst an der umfangreichen Überlieferung in rund 220 Bänden unterschiedlichen Umfangs für die Zeit bis 1798. Diese Kirchenbücher sind zwar zum Teil durch Register erschlossen und größtenteils in der Daten-bank von Familysearch enthalten. Die Mobilität innerhalb der Stadt Köln mit ihren rund einem Dutzend Pfarreien hat aber zur Folge, dass eine Familie oft in den Kirchenbüchern mehrerer Pfarreien erscheint bzw. zu suchen ist.

Zudem sind gerade im 17. Jahrhundert die Familiennamen noch nicht in der Weise gefestigt, wie dies für diese Zeit oft angenommen wird; oft erscheinen Personen teils unter ihrem eigentlichen Familiennamen, teils unter einem Herkunftsnamen, der sich auf den Herkunftsort vor dem Zuzug nach Köln bezieht, teils unter einer Kombination aus beidem. Die Namen sind teilweise in dialektnahen Formen aufgezeichnet (Thonies Schriever), teilweise in einer entweder latinisierten oder stärker überregionalen (standardisierten) Sprachform (Antonius Schreiber). Die Identität von Personen, die mit verschiedenen Namen bezeichnet werden, ist kaum zu erkennen, wenn man ein einzelnes Kirchenbuch durcharbeitet, sondern erst, wenn man alle Einträge einer Pfarrei systematisch vergleicht und auswertet.

Schließlich sind die Kölner Kirchenbücher im Vergleich mit den Kirchenbüchern anderer Orte und Regionen oft relativ informationsarm. Dies gilt auch für andere Kölner Quellen wie die Verzeichnisse der Neubürger.

Die gezielte Forschung nach einzelnen Personen und Familien gestaltet sich daher oft als sehr mühsam oder sogar unmöglich, was sowohl die stadt- und sozialhistorische wie auch die familiengeschichtliche und genealogische Forschung erschwert.

Aus diesem Grund wird im Rahmen des Projekts „TimeMachine Köln“ angestrebt, eine genealogisch-prosopographische Datenbank mit allen feststellbaren Einwohnern Kölns in der Zeit des Alten Reiches (hier bis 1798) zu erstellen. Grundlage dafür sind zunächst die Kirchenbücher der Kölner Pfarreien innerhalb der Stadtmauern, die sukzessive um die Informationen aus weiteren Quellen ergänzt werden können. Aus dem Kölner Umland wird nur die winzige Pfarrei Melaten am Leprosorium der Stadt Köln außerhalb der Stadtmauern berücksichtigt.

In einer solchen Datenbank sollen die Informationen zu den in den Kirchenbüchern (und anderen Quellen) feststellbaren Personen und zu ihren verwandtschaftlichen Beziehungen untereinander zusammengeführt werden. Dabei ist es möglich, sowohl aus der Datenbank heraus auf externe Quellen zu verweisen bzw. zu verlinken, als auch umgekehrt von außen (aus dem Projekt „TimeMachine Köln“, aber auch z. B. aus Regesten zu Quellen im Kölner Stadtarchiv) auf einzelne Personendatensätze zu verweisen.

Eine solche Datenbank eröffnet zahlreiche Perspektiven für ihre Nutzung für verschiedene stadt-, sozial- und familiengeschichtliche Fragen (vgl. dazu die ausführliche Beschreibung in der pdf-Datei).

Eine zeitliche Eingrenzung ergibt sich zunächst aus den Laufzeiten der Kirchenbücher, wie sie im Landesarchiv in Duisburg überliefert sind, das heißt vom ausgehenden 16. Jahrhundert bis zum Jahr 1798. Damit werden ungefähr die letzten zweihundert Jahre der (relativen) Selbständigkeit Kölns im Alten Reich abgedeckt. Eine (spätere) Erweiterung um die in den hoch- und spätmittelalterlichen Quellen genannten Personen und Familien, ist ebenso möglich wie eine Fortführung durch die französische Zeit bis 1815 oder darüber hinaus.

Ein zunächst fast unlösbares Problem besteht in der Masse an zu bearbeitenden Daten. Insgesamt dürften die rund 220 Kölner Kirchenbücher bis 1798 mindestens 400.000 Tauf-, Heirats- und Sterbeeinträge enthalten.

Daher ist das Vorhaben, eine Datenbank mit den Kölner Einwohnern bis 1798 zu erarbeiten, nur zu schaffen, wenn die bereits in digitaler Form vorliegenden Vorarbeiten von Familysearch (www.familysearch.com) genutzt werden.

Wegen der Eigenarten der Datenerfassung bei Familysearch ist zunächst eine Reihe von automatisierten und halb-automatisierten Bearbeitungsschritten erforderlich, um die Schreibweise der Namen systematisch zu vereinheitlichen, Doubletten zu identifizieren und Kernfamilien (Eltern und Kinder) in einem Datenbankformat zu verknüpfen.

In späteren Arbeitssschritten müssen alle Kirchenbucheinträge überprüft, Fehler korrigiert und vor allem alle fehlenden Angaben nachgetragen werden (insbesondere Taufpaten, Trauzeugen, Herkunftsorte, Angaben zu Verwandtschaftsbeziehungen, Berufe, Wohnorte).

Parallel dazu ist die Verknüpfung einzelner Personendatensätze mit Erwähnungen in anderen Quellen (Adressbuch 1797, Einwohnerverzeichnisse, Schreinsbucheinträge, Testamente usw.) möglich.

Die Betreuung und Erarbeitung der Datenbank erfolgt im Rahmen des Projekt „TimeMachine Köln“ durch Freiwillige der Westdeutschen Gesellschaft für Familienkunde e.V. und des Vereins für Computergenealogie e.V. Eine (inhaltlich noch festzulegende) Kooperation mit wissenschaftlichen Einrichtungen ist grundsätzlich wünschenswert und wird angestrebt.

Ansprechpartner für dieses Konzept: Dr. Tobias A. Kemper (kemper (at) lenz-kemper.de